Produktbeschreibung
Noch eine Weihnachts-CD, kann man mit Recht fragen. So erfolgreich wie sirventes berlin mit Stefan Schuck st?ndig neue Kompositionen f?r die NoonSong-Liturgie entdeckt, konnten auch f?r diese CD-Produktion allein unter Berliner Komponisten noch einige Sch?tze gehoben werden. Elf der 19 auf der CD vertretenen Titel sind daher „Welt-Ersteinspielungen“.
1 Albert Becker (1834 – 1899): Ihr Himmel tauet hernieder* 03:14 2 Georg Fr. H?ndel (1685 – 1759): Tochter Zion 01:39 3 Johannes Eccard (1553 – 1611): Wach auf, Du werte Christenheit* 01:17 4 Der gro?e Tag des Herren* 01:58 5 Wer durch sein eigen Wunderkraft* 02:14 6 Sich einen Christen nennen* 01:16 7 G?nter Raphael (1903 – 1960): Advents Kyrie 03:48 8 Helmut Barbe (*1927): O Tannenbaum 01:14 9 Leise rieselt der Schnee 01:46 10 Hans Chemin-Petit (1902 – 1981): Den geboren hat ein Magd* 02:50 11 Max Gulbins (1862 – 1932): Weihnachten* 02:21 12 Franz W?llner (1832 – 1902): Kindelein zart* 02:19 13 Hans Chemin-Petit: Es ist ein Ros entsprungen* 02:12 14 Max Bauman (1917 – 1999): Adeste Fideles Strophe 1* Carl Thiel: Strophe 2 01:54 15 Hans Schanderl (*1960): Der Heiland ist geboren* 02:32 16 Frank Schwemmer (*1961): Dies ist der Tag* 03:47 17 Carl Thiel (1862 – 1932): Preis sei Gott in der H?he 02:03 18 In dulci jubilo 02:47 * Ersteinspielungen
Albert Beckers Werke werden erst in den letzten Jahren wieder entdeckt. Aus Quedlinburg stammend, studierte er in Berlin Komposition, war dann selbst Professor f?r Komposition an Scharwenka’s Konservatorium und an der Akademie der K?nste, wo er u.a. Jean Sibelius unterrichtete. Als Leiter des K?niglichen Hof- und Domchores komponierte er ab 1890 eine gro?e Zahl geistlicher Vokalwerke, welche in der Tradition Mendelssohns stehen. Im Introitus seiner „Liturgie f?r den Hauptgottesdienst in der Adventszeit“ op. 57 setzt er den Psalmvers aus Psalm 19 „Die Himmel erz?hlen“ durch dramatische, weitschwingende Akkordbrechungen in Moll vom umgebenden Jesaja-Text eindrucksvoll ab.
Johann Eccard kam erst gegen Ende seines bewegten Lebens nach Berlin. In Th?ringen geboren, war er S?nger in Orlando di Lassos M?nchner Hofkapelle, um dann in Venedig mit A. Gabrieli und C. Merulo die Gr??en der internationalen Musikwelt zu treffen. ?ber Augsburg und K?nigsberg f?hrte ihn sein Weg nach Berlin, wo er ab 1608 kurf?rstlicher Kapellmeister und Domkantor war. Mit der Herausgabe der „Preussischen Festlieder“ 1642 (erster Teil) setzte Eccards Sch?ler und Amts-Nachfolger Johannes Stobaeus sich selbst und seinem Lehrer ein Denkmal. Auch wenn diese Werke im 19. Jahrhundert wieder entdeckt wurden und anl?sslich des 400. Todesjahres J.Eccards einige davon bereits aufgenommen wurden, erklingen die vier Advents-Motetten auf dieser CD erstmals. Diese f?nfstimmigen Kompositionen entsprechen den Anforderungen der Zeit: mit der verh?ltnism??ig kleinen, gut a-cappella ausf?hrbaren Besetzung tragen sie den bescheidenen M?glichkeiten Berlins in den Jahren nach der Pest Rechnung (im Jahr 1600 war die Bev?lkerung Berlins auf 9000 geschrumpft), gleichzeitig gen?gen sie h?chsten kompositorischen Anspr?chen. Die deutschsprachigen Texte zeitgen?ssischer Autoren (sie umfassen je vier Strophen) sind kernige, protestantische Lehrs?tze f?r die noch junge Gemeinde. Der enge, plastische Wort-Ton-Bezug der Kompositionen richtet sich vor allem nach dem ersten Vers. Es hei?t in der Motette f?r den 4. Adventssonntag:
Sich einen Christen nennen, und Christum nicht bekennen, noch seine Wahrheit klar bezeugen offenbar, wann solches wird begehret; all w?rd man drob gef?hret, das ist nur bloss ein Schein, bringt schlechten Frommen ein; kann nirgend nutz zu sein.
G?nter Raphael, der Enkel des oben genannten Albert Becker, stammt aus einer hochmusikalischen, b?rgerlichen Berliner Familie. Nach Privatunterricht und Studium in Berlin wurde er Lehrer f?r Musiktheorie und Komposition am Landeskonservatorium f?r Musik Leipzig. Die 1. Symphonie des erst 23-j?hrigen wurde von Furtw?ngler im Leipziger Gewandhaus uraufgef?hrt. Als „Halbjude“ verfemt und vom Konservatorium entfernt, konnte er seine Lehrt?tigkeit erst 1949 in Mainz und K?ln wieder aufnehmen.
Helmut Barbe studierte in Berlin an der Kirchenmusikschule Spandau u.a. bei E. Pepping und G. Grothe. Ab 1955 war er Dozent f?r Kontrapunkt, Harmonielehre und Zw?lftontechnik an der Berliner Kirchenmusikschule. 1972 wurde Barbe Landeskirchenmusikdirektor von West-Berlin. Von 1975 bis zu seiner Emeritierung lehrte er als Professor f?r Tonsatz und Geh?rbildung an der Hochschule der K?nste Berlin. Heute sind seine klanglich einf?hlsamen Volkslieds?tze weit verbreitet und beliebt, weniger bekannt hingegen sind seine anspruchsvolleren Werke, in welchen er Zw?lftontechnik, strawinskysche Rhythmik und ein besonderes Gesp?r f?r Vokalklang zu seinem sehr eigenst?ndigen Personalstil entwickelte.
Das Werk des aus Kummetschen/Ostpreussen stammenden Max Gulbins wird gerade erst wieder entdeckt. Ihn f?hrte das Studium bei Heinrich von Herzogenberg und Friedrich Kiel nach Berlin. Ab 1908 lebte er in Breslau als Kirchenmusiker und Professor f?r Komposition. In seiner Motette „Weihnacht“ unterlegt er zart den Choralsatz„Stille Nacht“ einer eigenen solistisch vorgetragenen Melodie und schafft damit eine ganz besondere, anr?hrende, aber trotzdem nicht kitschige Atmosph?re.
F?r den aus M?nster stammenden Komponisten, Pianisten und Dirigenten Franz W?llner war Berlin immer nur eine Durchgangs-Station. Durch seine Studien bei Siegfrid Dehn, dem Nestor der damaligen Bachforschung, und den erfolgreichen Klavierkonzerten, schuf er sich Kontakte, die er zu nutzen wusste, als er 1882 nach Intrigen die Leitung des Dresdner Konservatoriums abgeben musste. F?r zwei Jahre wirkte W?llner in der Leitung der Berliner Philharmonischen Konzerte.
Hans Chemin-Petits Leben spielte sich zum gr??ten Teil in Potsdam und Berlin ab. Unter seiner Leitung entwickelte sich der Philharmonische Chor Berlin, den er zwischen 1943 und 1981 leitete, zu einem der besten Oratoriench?re Deutschlands, mit dem er eine gro?e Zahl von Ur- und Erstauff?hrungen zeitgen?ssischer Werke zu Geh?r brachte. Sein von Hindemithschen Kl?ngen beeinflusster Satz zu „Es ist ein Ros entsprungen“ wurde f?r diese Ersteinspielung nach der handschriftlichen Partitur musiziert, auch der polyphone Satz zu „Den geboren hat ein’ Magd“ ist hier erstmals eingespielt.
Auch den Franken Max Baumann f?hrte das Studium nach Berlin. Ab 1946 war er Dozent, ab 1960 Professor f?r Tonsatz an der Berliner Musikhochschule. Eine besondere Affinit?t hatte er zur Chormusik, nach dem Tod von Karl Forster war er auch interimistischer Leiter des Chores der St. Hedwig-Kathedrale, dem er viele seiner geistlichen Kompositionen widmete.
Der freischaffende Komponist Hans Schanderl lebt in Berlin. Nach seinem Studium in Hannover f?hrten ihn Studienreisen nach Indien, in die T?rkei und nach Afrika. Rhythmische und melodische Elemente dieser Kulturen verschmilzt er mit europ?ischen Satztechniken. Eine besondere Vorliebe hat er f?r Vokalmusik entwickelt. In Berlin schrieb er f?r den RIAS-Kammerchor, den Rundfunkchor Berlin und den Hugo-Distler-Chor.
Frank Schwemmer ist geb?rtiger Berliner. Er studierte an der Hochschule der K?nste und lebt und arbeitet heute als Komponist und S?nger in Berlin. Die Komische Oper, f?r die er mehrere Opern komponierte, z?hlt ihn „zu den interessantesten Komponisten seiner Generation in Berlin“. Die Komposition ?ber den Text von Chr. F. Gellert ist eine Auftragskomposition von sirventes berlin und wurde im Advents-NoonSong 2010 zusammen mit einer weiteren Komposition von ihm uraufgef?hrt.
Mit zwei weihnachtlichen Werken von Carl Thiel schlie?t die CD. Er stammte aus Klein-?ls in Niederschlesien und verbrachte die meiste Zeit seines Lebens seit seinem Studium in Berlin. Von 1891 bis zu seiner Pensionierung 1927 war er Lehrer am Institut f?r Kirchenmusik, das er sp?ter als Professor leitete. Er wurde zu einem der wichtigsten deutschen Musikp?dagogen auf dem Gebiet der Kirchenmusik. Seine beliebten Weihnachts-Lieds?tze beweisen die souver?ne Beherrschung der Satztechnik, stilistisch bleiben sie stets ohne harmonische ?berladung der romantischen Tonsprache verwurzelt.
Diesen Artikel haben wir am 09.12.2021 in unseren Katalog aufgenommen.